....schreibt die Fachgruppe des Bundesverbandes Mediation e.V. über das in Deutschland wenig verbreitete Fachgebiet der Elder Mediation. Anwendungsfelder der Elder Mediation sind:
- Generationenübergreifende Konflikte in Familiensystemen
- Paarkonflikte beim Übergang in den Ruhestand oder die Lebensgestaltung nach der beruflich aktiven Phase betreffend
- Pflege zu Hause: Konflikte mit familiären und außerfamiliären Pflegepersonen
- Stationäre Pflege: institutionelle Konflikte beispielsweise strukturelle Diskriminierung, Ageismus, Missbrauch (Mitwohnende, Pflege-Personal, Behandelnde, Bevollmächtigte…)
- Gestaltung der späten Lebensphasen, Entscheidungsfreiräume, Autonomie, ethische und religiöse Fragen
- Mediation am Arbeitsplatz: Generationenkonflikte in Organisationen, Ageismus (Altersdiskriminierung), Krisensituationen durch Krankheit, Behinderung oder Trauer
- Mediationen mit rechtlichem Bezug: Konflikte zwischen Selbstbestimmung und rechtlicher Betreuung, Erbschaft, Vollmachten, Finanzen, Regelung von Nachlässen, Unternehmensnachfolge.
Die Liste zeigt, dass einige Themen der Elder Mediation in der Mediationslandschaft nicht neu sind. Erbschaft und Unternehmensnachfolge sind zum Beispiel bereits seit vielen Jahren typische Anwendungsfelder von Mediation. Sie werden bisher in der Familienmediation oder in der Wirtschaftsmediation verortet. Hier ergeben sich inhaltliche Schnittmengen. Gleichzeitig ist Elder Mediation jedoch auch ein eigenständiges Fachgebiet mit speziellen Anforderungen.
Besondere Herausforderung in der Elder Mediation ist es, „sicher zu stellen, dass auch Beteiligte mit altersbedingten Einschränkungen die Möglichkeit haben, an der Mediation aktiv teilzunehmen oder durch geeignete Unterstützung befähigt werden, ihre Interessen einzubringen.“ (1) Das Verfahren wird entsprechend angepasst zum Beispiel durch häufigere Pausen, durch den Sprachstil oder die Verwendung von Medien zur Unterstützung bei Einschränkungen des Hörens, Sehens, Lesens usw. Personen mit eingeschränkter Ausdrucksfähigkeit (z.B. durch Demenz im Anfangsstadium oder Schlaganfall) brauchen Zeit und Raum, um ihre Interessen darlegen zu können. Möglicherweise nimmt eine Vertrauensperson am Verfahren teil, die die Interessen der Beteiligten aufzeigen kann. Falls dies nicht gewünscht wird, übernimmt der*die Mediator*in Verantwortung für die Rechte der beteiligten Person. Was zunächst als Konflikt im Hinblick auf die Allparteilichkeit der Mediator*in auftritt, gestaltet sich als sog. positionierte Mediation. Es ist in diesem Zusammenhang sinnvoll, sich mit den Grenzen und Möglichkeiten der positionierten Mediation gezielt auseinandersetzen.
Erst wenn das Verfahren geändert oder angepasst wurde und die Mediand*innen nicht folgen können, ist letztendlich der Abbruch in Betracht ziehen.
Typisch für Elder Mediation ist, dass häufig mehr als zwei Mediand*innen an der Mediation teilnehmen (Bewohner*innen einer Senioren-WG, Beteiligte eines Familiensystems oder das generationenübergreifende Team).
Elder Mediation (EM) hat ihre Ursprünge in Kanada, wo in den 1990er Jahren Ansätze entwickelt wurden, um Familien mit an Demenz erkrankten Angehörigen zu entlasten und Konflikte in der Pflege zu klären. Elder Mediation ist inzwischen als spezielle Qualifikation etabliert, definiert sich über berufsethische Regeln für Mediator*innen und unterhält ein internationales Netzwerk (EMIN). (2)
(1) Zitat aufgerufen am 16.05.2025: https://fg-elder-mediation.bmev.de/elder-mediation/definition/
(2) https://elder-mediation-international.net/