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Verständigung über Werte

..... Menschen aus den unterschiedlichsten Lebensrealitäten bringen zudem diverse Einstellungen, Werte und Haltungen ein. Da kommt Vieles zusammen.

In der Debatte um die Zukunft der Landwirtschaft, entzündet sich Streit meist an der vermeintlich fehlenden ökonomischen Wertschätzung der Landwirtschaft durch die Konsument*innen , die günstige Lebensmittel kaufen. Politisch richtet sich dieser Vorwurf an die Lebensmittelindustrie, den Handel und an die Agrarpolitik, die der Landwirtschaft nicht das notwendige Einkommen sichern. Damit einher gehe eine fehlende soziale Wertschätzung, die sich in einer gesellschaftlichen Geringschätzung des Lands (versus Stadt) und der Landwirtschaft ausdrückt.

Was bei dieser Klage regelmäßig zu kurz kommt: Anerkennung und Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. Wer Anerkennung fordert, kann nicht nur für sich selbst in Anspruch nehmen, angehört und ernst genommen zu werden, sondern muss zugleich bereit sein, die Gegenseite anzuhören und ernst zu nehmen. Im Übrigen ist Anerkennung nicht gleich (kritiklose) Zustimmung zu der anderen Position. Verständigung in der Debatte über die Zukunft der Landwirtschaft ist eine Diskussion auf Augenhöhe.

Wie können solche Debatten ohne (emotionalen) Schaden für die Beteiligten ablaufen? Und was können Sie dazu beitragen?

  • Person und Standpunkt trennen.
  • Respekt vor den Menschen zeigen - aber Respektlosigkeit gegenüber den Ideen (besonders den destruktiven und festschreibenden), ohne diese zu entwerten oder lächerlich zu machen.
  • Angemessen verstören. Weder zu gering, um nicht überhört oder uminterpretiert zu werden noch zu groß, was zu Abwehr und Verteidigung führt. Hier bedarf es einer spielerischen Empathie.
  • Verständnis dafür entwickeln, welche Gefühle, Wünsche und Interessen im Raum sind und welche Bedürfnisse und Rechte (des Gemeinwohls) auf dem Spiel stehen. Achtsamkeit, Transparenz und Wertschätzung vermitteln.
  • Solche Geschichten über die Welt unterstützen, die Sichtweisen positiv und konstruktiv erweitern.
  • Das Zurechnen von „Schuld“ oder „Verursachung“ zu einzelnen Personen vermeiden. Relevant für das Geschehen ist das komplexe Zusammenspiel aller Beteiligten.
  • Viele Menschen haben den Eindruck, dass ihr Tun oder Lassen ohnehin nichts ändert und sehen für sich keine Wahlmöglichkeiten. Mit der Frage „Wo gibt es Entscheidungsspielräume, die genutzt werden können?“, können wir den Druck aus der Debatte nehmen und Raum für Engagement schaffen. Was braucht es, um Einflussmöglichkeiten zu stärken?
  • Reflektieren, dass Veränderungen mit Unsicherheit und Chaos verbunden sind. Die alten Lösungen tragen nicht mehr, aber das Neue ist noch nicht klar in Sicht.
  • Wissen, dass Aha-Effekte sich meist ganz am Schluss einer Kontroverse einstellen.
  • Kinder und Jugendliche bitten, zur Konfliktklärung beizutragen. Sie lernen die mediative Haltung (meistens) schon in der Schule.
  • Interessenkonflikte lassen sich nicht immer auflösen und Werthaltungen können unvereinbar sein. Dann ist die Klarheit darüber, worin die Beteiligten uneins sind, das maximal mögliche Ergebnis.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gute Gespräche zu denen alle beitragen können!