Einen förderlichen Dialog in der Beratung entstehen zu lassen, bedeutet genau diese Haltung des "Nicht-Wissens" einzunehmen. Passieren andere Reaktionen, anders als erwartet, diese nicht zu übergehen.
Fallbeispiel:
Sohn A. soll das landwirtschaftliche Familienunternehmen übernehmen! Ein andere Nachfolge oder weitere Optionen kamen nie in Betracht. Der heranwachsende Sohn hat von klein auf seine feste Rolle im Unternehmen inne und ist es gewohnt, selbständig Entscheidungen von großem Ausmaß für den Betrieb zu treffen.
Als die Beraterin zu einem Nachfolgeprozess gerufen wird, der nahezu abgeschlossen ist, fällt ihr der maßlose Druck auf, der in der Familienrunde vorherrscht.
Sohn A. hat sich mit großem Arbeitseifer in die vielen Aufgaben gestürzt und erfüllt die in ihn gesetzten Erwartungen schon voll und ganz. Obwohl er seine Ausbildung in einem anderen Betrieb absolvierte, kehrte er nach dessen erfolgreichem Ende ohne Unterbrechung in den elterlichen Betrieb zurück. Am Rande bemerkt er, dass andere Auszubildende erst einmal eine "Weltreise" unternehmen wollten.
Der Beraterin fliegt so das Spannungsfeld zwischen den Autonomiebestrebungen und dem konventionellen ja konservativen Werden von Sohn A. förmlich zu. Anders als von ihm erwartet, geht es im Beratungsprozess nun darum herauszufinden, was er tatsächlich will und nicht unter Druck das tun will, was er muss.
Anregungen der Beraterin bringen wechselseitige Selbstorganisierungsprozesse und co-kreative Entwicklungen in Gang. Leitlinien, die auch von außen an diesen Nachfolgeprozess gesetzt werden, können den Blick auf den spontanen Einwand versperren. Die Schwierigkeit, in der Familie eine „Findungsphase“ zuzulassen, erforderte hier einen Kurswechsel.