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Handwerkerinnen (Fotoausstellung)

....hätten wir an dieser Stelle am liebsten kehrt gemacht, an der kostenlosen Führung durchs Haus teilgenommen oder die Kantine besucht, die ein bezahlbares Mittagsmenü anbietet.

„Die Schau…..ehrt die Handwerkerinnen Berlins“ kündigt die Ausstellungsbroschüre (1) an. Auch das haben wir uns anders vorgestellt. Es muss nicht gleich Büstengalerie oder Gemälde sein, derer viele im Abgeordnetenhaus zu bewundern sind. Aber ein bisschen mehr darf's schon sein. Mehr Information, mehr Repräsentation, mehr Aufmerksamkeit.

„Von Inhaberinnen geführte Handwerksbetriebe bilden eine solide Säule der Berliner Wirtschaft.“(1) Das ist doch wichtig, steht aber in einer ausliegenden Broschüre. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) machen sie aus, genau 5.570 von Inhaberinnen geführte Betriebe in Berlin (Stand 2023). Deren Anzahl nahm langsam aber stetig zu. Hingegen weist die Zahl junger Gesellinnen steil nach unten. Es fehlt also schlichtweg der Nachwuchs und somit künftige Generationen von Handwerkerinnen. Hier stellt sich die Frage: Was macht Handwerk attraktiv für Frauen*? Darauf geben die fünf in der Ausstellung porträtierten Handwerkerinnen hörenswerte und garantiert klischeefreie Antworten.

Sehen lässt sich auch das 26 Maßnahmen umfassende „Aktionsprogramm Handwerk 2024-2026“(2). Der Berliner Senat und das Berliner Handwerk setzen eine Reihe von Aufgaben um und in (fast) allen Maßnahmen erreicht das Programm Unternehmerinnen und Auszubildende im Handwerk. Angefangen von bezahlbaren Azubi-Wohnungen und Gewerbemieten, einer neu-gegründeten Nachfolgebörse, Förderung von Nachhaltigkeit und Reparaturbonus, Schulpatenschaften bis hin zu Vernetzungsangeboten für Unternehmerinnen und Maßnahmen, die die Gender- und Diversity-Kompetenz fördern.

Und noch eine starke Institution gibt es in Berlin, die in der Ausstellung keine Erwähnung findet: Das „Kompetenzzentrum für Berliner Handwerker*innen“(3). Es bietet Beratung zu Gründung, Selbständigkeit und Professionalisierung, vielfältige und branchenübergreifende Netzwerke, Workshops und Fortbildungen. Auf der Homepage heißt es: „Unser Kompetenzzentrum unterstützt Frauen, trans* und non-binäre Personen, die sich in männerdominierten Bereichen des Handwerks, der Technik und Ökologie erfolgreich positionieren möchten.“ Da wird klare Kante gezeigt und die Dinge beim Namen genannt. Das ist erfrischend.

 

Ergänzend dazu noch ein paar Fakten hätten die Ausstellung im Angeordnetenhaus von Berlin zu einem inspirierenden Erlebnis gemacht. Zum Beispiel: die Höhe der Azubi-Gehälter im Handwerk oder der Hinweis auf die Möglichkeit des Dualen Studiums oder der Zugang über Praktikas in verschiedenen Branchen - einfach zu recherchieren in der Praktikums- und Ausbildungsbörse der Handwerkskammer.

 

(1) Ausstellungsbroschüre „Handwerkerinnen: Stolz und Vorurteile“, Handwerkskammer Berlin (2024)

(2) https://www.hwk-berlin.de/artikel/aktionsprogramm-handwerk-2024-2026-91,323,747.html

(3) https://kompetenzimhandwerk.de/