.....Zwei Aspekte daraus greife ich auf. Es wurde nach den „Rahmenbedingungen, die aus Sicht der Teilnehmer die betriebliche Entwicklung hemmen“ gefragt. An erster Stelle nannten die Teilnehmenden den „zunehmende bürokratische Aufwand“ dicht gefolgt von „Unbeständigkeit der politischen Rahmenbedingungen“, „erhöhte Produktionsauflagen z.B. im Umweltschutz, Naturschutz etc.“ und „niedrige Produktpreise“. Also all die Standpunkte, die in den jüngsten Bauernprotesten von Bayern bis Mecklenburg-Vorpommern öffentlichkeitswirksam von blockierenden Traktoren auf die Straßen getragen wurden. Sollten Sie in den nächsten Tagen über diese Standpunkte strittige Debatten in Familienrunden führen, verweise ich Sie auf meinen letzten Blogeintrag. Ein paar wenige „Regeln“ und Erkenntnisse reichen aus, um aus diesen Gesprächen emotional unbeschadet wieder hinauszugelangen.
Ein weiterer Aspekt der Studie, die Frage nach den „Unterstützungsmöglichkeiten bei der Hofnachfolge“ kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Beratung nimmt einen geringen Stellenwert ein. Zwar werden Steuer- und Rechtsberatung/Notariate sehr gerne für die Hofnachfolgeberatung in Anspruch genommen und auch entsprechend positiv bewertet. Aber die Bereitschaft, eine ganzheitliche Beratung (darunter verstehe ich Beratung über den gesamten Prozess der Hofnachfolge, der in den meisten Fällen mehrere Jahre in Anspruch nimmt) preislich zu honorieren, ist erschreckend gering. Genaugenommen liegt die Preisbereitschaft zwischen 500 € und 1100 € für insgesamt 50 Beratungsstunden das heißt die Beratungsstunde wird mit 10€ - 22€ gewürdigt. Ich kenne kein*e Steuerberater*in, der*die bei diesem Honorar auch nur mit dem großen Zeh wackeln würde – ganz zu schweigen von Fachanwält*innen. Woher kommen diese Ansichten? Findet die professionelle Nachfolgeberatung im Kreis der eigenen Familie und Verwandt-/Bekanntschaft statt und ist deshalb so günstig? Weist möglicherweise eine weitere Aussage „dass die Kinder sehr gute Verdienstmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft“ haben, indirekt darauf hin? Dies wird allerdings als die größte Hürde für die Hofnachfolge in der Familie benannt.
Die abschließenden Empfehlungen gehen auf diese Diskrepanz ein. Für die Studie wurden Experten interviewt und im Fazit Förderungsoptionen vorgeschlagen.
Meine Empfehlungen für alle, die sich einen ersten Überblick über die Hofnachfolge verschaffen wollen ohne in Beratung zu investieren:
- Die HOFÜBERGABE-Broschüre der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, "EIN LEITFADEN ZUR VORBEREITUNG FÜR ÜBERGEBER UND ÜBERNEHMER". Die Broschüre wird regelmäßig aktualisiert – zuletzt 2024 – und ist kostenlos als pdf. im Downloadbereich der IKO zu finden. Auch lohnt es sich auf den Seiten nach weiteren Informationen, Webinars und Beispielen zu suchen, die mit den landesüblichen Gesetzen in Einklang zu bringen sind. Abgerufen am 23.12.2024, https://ooe.lko.at/hof%C3%BCbergabe-brosch%C3%BCre+2400+3610942
- Einen tieferen Einblick bietet Band 555, Schriften zum Bürgerlichen Recht mit dem sperrigen Titel „Die Vererbung landwirtschaftlicher Betriebe in Deutschland de lege lata und de lege ferenda“ von Marie Kinnius, Duncker & Humblot, Berlin 2023. Dieses Buch deckt dir erbrechtliche „Gemengelage aus bundesweit geltenden Vorschriften“…, partiellem Bundesrecht in Form der nordwestdeutschen Höfeordnung sowie diversen landesrechtlichen Sondererbrechten…“ ab. Die Rechte der weichenden Miterben finden darin besondere Berücksichtigung.
- Und zuletzt das Buch von Hermut Kormann, „Die Zahlen des Familienunternehmens verstehen. Wie Familiengesellschafter gute Fragen zu Daten und Berichten stellen“, Springer Gabler, 2022. Dem Autor geht es um die Kompetenz zu guten Fragestellungen, die sich zwar auf gewerbliche Familienunternehmen richtet, aber auch im landwirtschaftlichen Bereich von großer Bedeutung ist, um sich das relevante Wissen zu erschließen.
(1) Link zur Studie, aufgerufen am 23.12.2024