
Gründe für den Winter gibt es viele. Eine Krankheit oder der Verlust einer geliebten Person oder die Verletzung der eigenen Würde, Demütigung, Scheitern, tiefe Einschnitte oder Traumata, Krisen und Katastrophen. Wenn dann plötzlich oder schleichend so ein Winter naht? Wir versuchen es zu vermeiden und noch abzuwenden. Nicht bei allen ist das so schlimm, oder? Die können doch auch. Wir reden nicht einfach darüber. Machen eher ein Geheimnis daraus. Wir bemühen uns, es nicht nach außen zu zeigen. Wahrscheinlich kennen wir es alle. Es kann nicht nur gut laufen im Leben. In so einem Winter würde es guttun, eine Zeit der Reflexion, Zeit zum Schlafen, zur Erholung, zum Kümmern, zum Aufräumen oder Ordnen, Wegwerfen, Spazierengehen oder Lesen zu haben. Fühlt sich das nach Luxus an, Zeit zu haben und bewusst zu überwintern? Eigentlich ist es kein Luxus.
Im Sommer haben sich bereits die neuen Knospen für das nächste Jahr gebildet. Wenn die Blätter fallen, nehmen wir sie kaum wahr an den kahlen Bäumen. Durch dicke Schuppen und einem Harzgemisch sind die Knospen im Winter geschützt. Sie treiben im Frühling durch Wärme, Licht und Wasser aus und bilden neue Blätter. Was sich als Kreislauf des Lebens von Sommer, Herbst, Winter und Frühling darstellt, läuft einfach so ab.
Nicht bei uns. Transformation könnte einfach heißen, sich ein wenig auszuruhen, Übergänge zu erleben, mit den eigenen Ressourcen und Energien zu haushalten. Es muss sich nicht alles verändern. Es bleibt einiges wie es war. Das neue Jahr kann einfach beginnen - ohne gute Vorsätze oder große Projekte.
Mutig ist, nicht im Winter zu bleiben, auch wenn sich das manchmal anbietet. Die Zeit verstreicht. Kein Licht mehr zu sehen. Die Angst groß, stecken zu bleiben.
Bewusst überwintern heißt, den Winter zuzulassen. Wir haben jede Menge zu erzählen, von so einem „eisigen“ Winter. Wenn die Wärme wiederkommt, stellen wir uns den unangenehmen Fragen und sprechen wichtige Dinge aus.