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Gerechtigkeit in der Mediation

....Solche Auseinandersetzungen setzen starke Energien frei, die heftig eskalieren können und sich negativ auf die Beteiligten auswirken. Im Gegensatz dazu, wird das Bedürfnis nach Gerechtigkeit erfüllt, führt das zu einem guten Gefühl von Zugehörigkeit und Vertrauen in die Gruppe. Die psychologische Sicherheit erhöht sich.

Verfahrensgerechtigkeit als Grundprinzip in der Mediation ist eine Gerechtigkeitsdimension. Mit Verfahrens-gerechtigkeit ist der Prozess hinter der Verteilung (von Gütern, Privilegien, immateriellen Ressourcen usw.) nach Gerechtigkeitsprinzipien gemeint. Weitere Dimensionen wie Verteilungsgerechtigkeit oder Gleichheit spielen in der Mediation auch eine große Rolle: manchmal streiten die Beteiligten schlichtweg um die Aufteilung einer Geldsumme.

Wie lässt sich in der Mediation -mit dem Prinzip der Prozessverantwortlichkeit der Mediatorin- Verfahrensgerechtigkeit umsetzen? Folgende Aspekte spielen eine Rolle:

  • Personen-, zeit- und situationsunabhängige Anwendung von Prinzipien (Konsistenz von Haltung in der Mediation) zum Beispiel bekommt eine Person ein Getränk angeboten, müssen alle bekommen…
  • Neutralität und Allparteilichkeit der Mediatorin und Ergebnisoffenheit der Mediation.
  • Informationen, die als Entscheidungsgrundlage für Einigungsspielräume dienen, sind korrekt, aufrichtig (wahrheitsgetreu) und aktuell.
  • Respektvolle und wertschätzende Kommunikation während des gesamten Prozesses.
  • Alle bekommen den Raum, den sie brauchen, um Gefühle, Bedürfnisse und Interessen umfassend zu äußern zu können.
  • Repräsentation von Diversity in allen Gerechtigkeitsprinzipien sicherstellen.

Um ein gemeinsames Klima von Gerechtigkeit in der Mediation zu schaffen, ist es besonders wichtig über die unterschiedlichen Vorstellungen von Gerechtigkeit zu sprechen. Erst wenn diese herausgearbeitet und bewusst gemacht wurden, können sie reflektiert werden. Dabei müssen Vorstellungen nicht als richtig akzeptiert werden, aber verstanden werden, was wichtig und richtig für jede*n Beteiligte*n ist. Denn es ist sehr individuell, was als gerecht empfunden wird und welche Werte hinter den Gerechtigkeitsvorstellungen stehen und was als Verletzung dieser Prinzipien gesehen wird. Erst mit dem Herausarbeiten dieses Dilemmas kann eine produktive Bearbeitung von Konflikten beginnen. Auch kann das In-Frage-Stellen der alleinigen Geltung eines Anspruchs auf Gerechtigkeit zu einem Zuwachs an Kooperation führen. Leiten die Beteiligten aus demselben Prinzip unterschiedliche Berechtigungen ab, werden diese subjektiven Begründungen einzeln erfasst und aufgelistet. Beispielsweise geschieht dies in einer Bilanz, wo die Positionen „Ressourcen“, „Leistungen“, „Verzichte“ usw. gegenübergestellt werden. Erst wenn solche Bilanzen gegenseitig verstanden werden, kann die Möglichkeit einer als gerecht empfundenen Lösung oder Ergebnis in der Mediation entstehen.