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Aller Land

 

.... mit Landwirtschaft zu tun haben, wie die Stadtbevölkerung. Genaugenommen dreht sich das Zukunftsforum heuer um Frauen und Jugendliche in ländlichen Regionen. Sie sind die Vielen, die hier Workshops organisieren, Gänge und Flure bevölkern und Forderungen und Positionen vertreten. Und natürlich geht’s oft um Demokratie – das wahrscheinlich am meisten genannte Wort an den beiden Tagen. Themen wie „soziale Landwirtschaft“, „Strukturwandel“ oder „demographischer Wandel“ schmiegen sich da gut an. Soweit zu meinen Hypothesen. Und nun zu den beiden Workshops, aus denen ich berichte:

 

In dem einen ging es um das ländliche Ostdeutschland (Vielfalt:OST) und die Preisverleihung an drei unterschiedliche Initiativen, die sich für junge Menschen stark machen. Die engagierten Preisträger*innen wurden nach dem Gegenwind gefragt, der ihnen täglich entgegenschlägt, sowie nach Forderungen und Unterstützung in der Gesellschaft, um weiterhin aktiv sein zu können. Die Antworten sind offenkundig: Während die „Normalos bequem im Sessel sitzen“ leisten die vulnerabelsten Gruppen die meiste zivilgesellschaftliche Arbeit. Um dieses Engagement nicht bloß als „Ehrenamt“ abzutun, braucht es (politische) Strukturen, die Teilhabe garantieren und rechtlichen Schutz gewährleisten. Beispiel dafür ist die Regenbogenfahne am Rathaus, die ein echtes Statement abgibt. Oder Mobilität in infrastrukturschwachen Regionen für Menschen bereitstellen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Queere Bildungsarbeit in Schulen nicht zu streichen. Oder dass kleine regionale, migrantische Initiativen über Fördertöpfe an Gelder gelangen und die Förderung nicht nur an die großen Wohlfahrtsträger geht. Die Antworten sind durchaus als „Handlungsempfehlungen“ an uns Teilnehmende gedacht. Denn ohne die breite Unterstützung des Aktivismus im Hinterland, ziehen sich immer mehr Menschen zurück und wandern ab. Sie erfahren täglich Angriffe und Bedrohungen und können in ihren Regionen nicht mehr leben.

 

Im anderen Workshop „Landgestalterinnen: Vom Ehrenamt ins Rathaus“ ist der Titel (fast) wortwörtlich zu nehmen. Viele Frauen gelangen durch ein ehrenamtliches Engagement in der Kommune in die kommunale Politik. Häufig werden sie angesprochen und entscheiden sich, meist parteilos, für ein politisches Amt zu kandidieren. Werden sie gewählt, sind sie Bürgermeisterin, Landrätin oder Abgeordnete im Bundestag. Und dann haben sie sich hoffentlich in einem parteiübergreifenden Netzwerk, das kommunalpolitisch aktive Frauen stärkt, empowert. Von diesen Programmen und Maßnahmen berichtete Kathrin Mahler Walther (EAF Berlin, Aktionsprogramm Kommune – Frauen in die Politik!) und stellte 10 Thesen zur Stärkung der Repräsentanz von Frauen in der Kommunalpolitik vor. Der Schutz vor Hetze und Gewalt oder die Veränderung struktureller Rahmenbedingungen wie Vorgaben für Parteien in Richtung Gleichstellung und Quoten, Vereinbarkeit, Code of Conduct sind nur einige Aspekte, die von ihr genannt wurden. …„Denn Demokratie lebt von der Beteiligung aller Bürger*innen und ihren Einflussmöglichkeiten in politischen Entscheidungsprozessen. Der kommunal- und parteipolitische Einstieg bzw. Aufstieg muss Frauen in ihrer Vielfalt nach wie vor zugänglicher gemacht werden.“ (2)….Heißt es zutreffend auf der Website von EAF Berlin. Dass da noch viel Luft nach oben ist, zeigen die aktuellsten Zahlen zur Gleichberechtigung in der Politik. (3)

 

Fast hätte ich noch ein bemerkenswertes Detail vergessen: In seiner Eröffnungsrede zum Zukunftsforum „entschuldigte“ sich Cem Özdemir, dass sein Ministerium zwar die große Studie zu Frauen in der Landwirtschaft in Auftrag gegeben und diese im Jahr 2022 der Öffentlichkeit präsentierte. Aber dass von den vielfältigen Maßnahmen, die aus Forschung und Praxis entwickelt wurden, leider keine Einzige umgesetzt wurde.

 

(1) Titel aus https://www.allerland-programm.de aufgerufen am 23.01.2025

(2) https://www.eaf-berlin.de/was-wir-tun/demokratie-kommunalpolitik aufgerufen am 23.01.2025

(3) https://www.frauen-macht-politik.de/daten-fakten/ aufgerufen am 23.01.2025